Am 20. Juni 2009 fand eine groß angelegte Katastrophenschutzübung des
Kreises Bergstraße in Birkenau statt. Zwei Rettungsassistenten des DRK
Leimen, mit dem Rettungswagen RN 57/83, unterstützten hierbei die
hessischen Kollegen bei der Versorgung der über 50 Verletzten.
Hauptaufgabe für die Leimener Helfer war zwei
Verletzte aus einem LKW fachgerecht zu versorgen und mit Hilfe der
Feuerwehr Birkenau aus dem Fahrerhaus zu retten.
Diese Ãœbung verdeutlichte wieder, wie wertvoll und wichtig es ist, solche
Szenarien zu trainieren, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
Wir bedanken uns vor allem bei Jörg Oberkinkhaus vom Amt für Brand- und
Katastrophenschutz des Kreises Bergstraße und der Feuerwehr Birkenau für die gute
Zusammenarbeit und die Einladung für diese Übung.
[mygal=2009-06-20]
Pressebericht :
Birkenau. Es ist ein Bild wie aus der Hölle: Ein Reisebus ist in einem
Ausweichmanöver umgekippt, hat zwei Pkws unter sich begraben, ein dritter
ist in die Unfallstelle hineingerast. Ein weiteres vollbesetztes Auto will
dem Unfall ausweichen, ist von der Fahrbahn abgekommen und in einen Baum
gerast. Der Auslöser: die Notlandung eines Schulungshubschraubers, dem der
Sprit ausgegangen ist, und in unmittelbarer Nähe zu Boden stürzt.
Binnen Sekunden verwandelt sich die Idylle der Kreisstraße K12 zwischen den
Birkenauer Ortsteilen Reisen und Birkenau-Herrenwiese zu einer Apokalypse.
Über 50 blutüberströmte Menschen liegen hilflos in den Wracks eingeklemmt,
irren unter Schock in der Nähe der Unfallstelle umher, wimmern, schreien um
Hilfe. 50 Menschen brauchen Hilfe – sofort!
Zum Glück nur eine Übung
Der Bus, die Pkws, die Hubschraubertrümmer, das alles war echt. Die
Sachlage, zum Glück, nur eine Übung des medizinischen Katastrophenschutzes
unter Einbeziehung weiterer Fachdienste, ein Seminar für leitende Notärzte
mit einer integrierten Großübung, die das Dezernat für Gefahrenabwehr des
Kreises Bergstraße auf die Beine gestellt hatte.Die “Opfer” waren
sorgfältig geschulte Mimen, mit viel Schminke und Kunstblut sollten sie den
Rettungskräften so realistisch wie möglich erscheinen, jeder von ihnen
hatte eine eigene Unfall- und Verletzungsgeschichte, die für die Helfer
wichtige Hinweise gab, auf den Ernst der Notlage, in der sie sich befanden.
Eine Ãœbung einer typischen Großschadenslage mit einem “Massenanfall von
Verletzten und Erkrankten”, einem MANV. Insgesamt 22 Rettungsorganisationen
trainierten diesen Einsatz in der Gemeinde im Weschnitztal, übten das
Zusammenspiel der verschiedenen Organisationen, wie alle drei Jahre, in
einem solchen Alptraumszenario.
250 Einsatzkräfte
250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Rettungshundestaffel,
Luftrettungseinheit, Technischem Hilfsdienst und Notfallseelsorge, aus dem
Kreis Bergstraße aber auch aus der Region waren an Standorten in Birkenau,
Weinheim, Rimbach Mörlenbach und Fürth positioniert. Von dort aus machten
sich auf den Weg zum Unglücksort, um zusammen mit den neun Notärzten, “die
Betroffenen, so schnell wie möglich aus dem Chaos heraus, in eine geordnete
Situation zu bringen”, wie Notarzt Dr. Jürgen Pilligrath sagte.
Ticketsystem
Für Rettungskräfte hieß das, nicht blind mit der Rettung beginnen, sondern
als Teil einer Struktur zu verstehen, die Rettung und Versorgung nach
Prioritätenbildung leistet. Zunächst galt es die Unfallstelle zu erkunden,
Informationen über Anzahl der Opfer und deren Aufenthaltsort zu erheben,
eine Vorsichtung der Verletzten vornehmen, sowie ordnende Vorarbeiten für
die nachfolgenden Rettungskräfte zu leisten. Zum ersten Mal in Südhessen
arbeiteten die Helfer dabei mit dem so genannten Ticketsystem. Grüne, gelbe
und rote Banderolen am Handgelenk der Opfer gaben den nachfolgenden Helfern
Auskunft über die geschätzte Schwere der Verletzung. Die ersten Ärzte vor
Ort kennzeichneten die Patienten außerdem mit Aufkleber und angehängte
Patientenkarten und gaben so den mit der Rettung und dem Transport
beauftragten Rettungskräften weitere wichtige Informationen über den
sachgerechten Umgang mit dem Opfer.
Ausschau nach Verletzten
Die Feuerwehren stellten derweil den Brandschutz sicher, arbeiteten sich
mit Spreizer und Rettungsschere zu den in den Pkw-Wracks eingeklemmten
Opfern vor. Rettungshundestaffeln durchkämmten derweil das Gebiet und
hielten Ausschau nach Verletzten, die im Schock von der Unfallstelle
davongelaufen waren und noch nicht gefunden wurden.
Provisorische Sammelstellen
Die Verletzten wurden an provisorischen Sammelstellen gebracht. Dort wurden
sie medizinisch versorgt, während die Notfallseelsorger die Patienten
psychologisch betreuten, bevor der Patient an der Reihe war um zu den
Zielkliniken gebracht zu werden. In der Großübung wurden die Rettungskräfte
mit einer Situation konfrontiert, in der die medizinische Hilfeleistung
unmittelbar von der technischen Hilfeleistung abhängt, in der es darum
ging, schnell effektive Führungsstrukturen zu etablieren, um so die
richtigen Entscheidungen zu treffen, und die knappen zur Verfügung
stehenden Ressourcen so effektiv wie möglich im Kampf gegen die Uhr
einzusetzen, und dabei vor allem selbst Ruhe und Ãœbersicht bewahren.
Korrektes Handeln bewertet
Beim gesamten Ablauf des Szenarios wurden den Akteuren von
Übungsbeobachtern über die Schulter geschaut. Bewertet wurde nicht nur das
korrekte Handeln der Rettungskräfte sondern auch die Dauer der Übung und
das Zusammenspiel der einzelnen Kräfte. Diese Bewertungen stellen die
Grundlage für eine Nachbesprechung, die den Beteiligten helfen soll, ihre
Zusammenarbeit weiter zu verfeinern.
Bericht aus der Odenwälder Zeitung vom 22.06.2009